Geschichte der Freimaurerloge "Harpokrates" i. O. Magdeburg
Die Konstitutionsurkunde unserer Loge trägt das Datum vom 3. Februar 1826. Es wird als Gründungsdatum angesehen, dessen jährliche Wiederkehr wir als Stiftungsfest begehen. Die Loge "Harpokrates" war nicht die erste Loge im Orient Magdeburg. Die ersten Anfänge der Freimaurerei in unserer Vaterstadt sind in den sog. Feldlogen zu suchen, deren Mitglieder teils französische, österreichische, schwedische, württembergische Offiziere waren, die sich während ihrer nicht strengen Kriegsgefangenschaft zu Zeiten des siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) zu maurerischer Arbeit versammelten.
Das erste offizielle Schreiben zur Gründung einer ortsansässigen Loge vom 21. Januar 1761 richtete die "Loge de la Félicité" an die "Loge de la Concorde" in Berlin, die das Gründungspatent am 23. Februar 1761 erteilte.
Schon im November 1761 ging aus der "Loge de la Félicité" eine weitere Loge hervor, die sich "Zur Beständigkeit" (Constance) nannte. Es kam auch noch eine Militärloge "Zur vollkommenen Einigkeit" (parfaite union) hinzu. 1763 entstand noch eine weitere Militärloge unter dem Namen "Zu den drei Säulen". Die Logen im Orient Magdeburg konnten aber nicht ununterbrochen arbeiten. Sie gerieten zeitweise oder auf immer in Suspension.
Das bedeutendste Ereignis in der Logenschichte Magdeburgs ist die Wiedereinsetzung der Loge "Félicité" am Vorabend der Französischen Revolution, am 28. September 1778, im Beisein des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, des Großmeisters aller Logen der "Strikten Observanz". Am 16. Januar 1779 genehmigte dieser, dass diese Loge den Namen "Ferdinand zur Glückseligkeit" führen dürfe. Nach dem Sieg Napoleons über Preußen wurde Magdeburg an des Königreich Westfalen abgetreten, was sich auch auf die Großlogenzugehörigkeit auswirkte. Erst mit dem Ende der westfälischen Herrschaft im Jahre 1814 kam die Loge Ferdinand, die alle anderen Logen aufgesogen hatte, wieder unter die Obödienz der Großloge zu den drei Weltkugeln in Berlin und war bis in die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts die einzige Loge im Orient Magdeburg.
Zu dieser Zeit befanden sich in Magdeburg mehrere, namentlich auch militärische Brüder, welche dem System "Royal York" angehörten und nicht geneigt waren, einer Loge anderen Systems beizutreten. Sie fassten den Entschluss, neben der Loge, die bereits alles umfasste, was die Stadt an Männern von Rang, Stand und Intelligenz besaß, eine zum Bunde der großen Loge von Preußen "Royal York" gehörende Loge, genannt "Zur Freundschaft", zu gründen. Treibende Kraft in dieser Gründungsangelegenheit war der Bruder de Bauld de Nans der Jüngere, Meister vom Stuhl der Loge "Zu den drei Kränzen" im Orient Torgau, Oberst in des Königs von Preußens Armee und Inspekteur der Festungen in der Provinz Sachsen. Er veranlasste den Br. v. Pannewitz, Rittmeister in des Königs von Preußens Armee, auch Bruder der Loge in Torgau, die interessierten Brüder zur Gründungsversammlung einzuladen.
Am 4. September 1825 versammelten sich 18 Brüder verschiedener Oriente im Wiener Hof, Breiter Weg 3a, und fassten unter dem Vorsitz des Mstrs. Le Bauld de Nans den Beschluss, eine neue Loge nach dem System der großen Loge von Preußen, genannt Royale York zur Freundschaft in Berlin, zu gründen, was in der Folge geschah. Von Beginn bis zur Auflösung durch die Nationalsozialisten arbeitete unsere Loge unter der Konstitution der Großloge zur Freundschaft (Royal York).
Nach den Verfolgungen und Unterdrückungen, welche die Freimaurer von 1933 bis 1945 unter nationalsozialistischer Herrschaft und von 1945 – 1989 unter kommunistischer Herrschaft erdulden mussten, konnte die Loge erst nach der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes erneut errichtet werden. Auf Einladung von Günter Hellmich, Celle, und Andreas Baum, Magdeburg, trafen sich am 13. Februar 1993 in Magdeburg, Bei der Hauptwache 2, 12 Brüder Freimaurer, um die Loge wieder zu gründen. Zum ersten Meister vom Stuhl wurde Br. Hellmich gewählt. Da die Loge seit der Enteignung und Zerstörung ihres Logenhauses in der Großen Münzstraße kein eigenes Haus hat, arbeitete sie zunächst im Keller des BHW, danach in der Lukasklause, später im Hotel Maritim und jetzt im Hotel Ratswaage.